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Schonhaltung: Wenn der Körper zum Gefängnis wird

Stellen Sie sich vor, Sie haben chronische Rückenschmerzen. Jede Bewegung fühlt sich an wie ein Spießrutenlauf. Also fangen Sie an, sich zu schützen - Sie vermeiden jede Drehung, Beugung oder Hebung, die die empfindliche Stelle belasten könnte. Ohne es zu merken, entwickeln Sie ein ganzes Repertoire an Ausweich- und Schonbewegungen. Das ist der Beginn einer Schonhaltung.

Schonhaltung, in der Fachsprache auch als "Guarding" bekannt, ist eine natürliche Reaktion auf Schmerzen. Es ist der Versuch Ihres Körpers, die schmerzhafte Körperregion zu schützen und weitere Schäden zu vermeiden. Aber was als sinnvoller Schutzmechanismus beginnt, kann schnell zu einem eigenen Problem werden.

Schonhaltung Allegorie

Die Folgen der Schonhaltung

Wenn Sie eine Körperregion über einen längeren Zeitraum schonen, kann dies zu einer Reihe unbeabsichtigter Konsequenzen führen:

  1. Muskelabbau: Durch mangelnde Nutzung werden die Muskeln rund um die schmerzhafte Stelle schwächer und atrophieren.

  2. Steifheit: Mangelnde Bewegung führt zu verkürzten, verspannten Muskeln und eingeschränkter Beweglichkeit.

  3. Veränderte Biomechanik: Um die schmerzhafte Stelle zu schonen, belasten Sie möglicherweise andere Körperteile auf unnatürliche Weise, was zu neuen Schmerzen und Verletzungen führen kann.

  4. Erhöhte Schmerzempfindlichkeit: Paradoxerweise kann die konstante Aufmerksamkeit auf den Schmerz und die Vermeidung von Aktivitäten die Schmerzempfindlichkeit tatsächlich erhöhen.

 

Schonhaltung und das Gehirn

Erinnern Sie sich an die Neuroplastizität - die Fähigkeit des Gehirns, sich basierend auf Erfahrungen zu verändern? Nun, Schonhaltung ist eine starke Erfahrung, die tiefgreifende Veränderungen in den Schmerzschaltkreisen des Gehirns bewirken kann.

Wenn Sie eine Bewegung oder Aktivität wiederholt vermeiden, weil Sie glauben, dass sie schmerzhaft sein wird, verstärken Sie die neuronalen Verbindungen zwischen dieser Bewegung und dem Schmerz. Mit der Zeit kann das Gehirn jede Bewegung in diesem Bereich als bedrohlich interpretieren und Schmerzen oder Muskelspannung auslösen, selbst wenn keine tatsächliche Gefahr einer Verletzung besteht.

Auf der anderen Seite führt die anhaltende Schonhaltung zu einer verringerten Aktivierung der Körperregionen im sensorischen Kortex, was die Körperwahrnehmung und -kontrolle beeinträchtigen kann. Das Gehirn verliert sozusagen den Bezug zu diesem Körperteil, was die Angst und Unsicherheit bei Bewegungen weiter verstärkt.

Schonhaltung brechen Allegorie

Den Bann der Schonhaltung brechen

Um die Schonhaltung zu überwinden, müssen wir das Gehirn sanft neu trainieren, um Bewegung nicht mehr als bedrohlich wahrzunehmen. Hier sind einige Strategien, die helfen können:

  1. Aufklärung: Verstehen Sie, dass ein gewisses Maß an Unbehagen bei Bewegung normal und nicht unbedingt ein Zeichen für Schäden ist.

  2. Graduierte Exposition: Führen Sie nach und nach die vermiedenen Bewegungen wieder ein, beginnend mit einem Niveau, das nur minimales Unbehagen verursacht, und steigern Sie langsam die Schwierigkeit.

  3. Achtsamkeit: Üben Sie sich darin, Körperempfindungen ohne Angst oder Katastrophisierung zu beobachten.

  4. Positive Verstärkung: Feiern Sie jeden Schritt in Richtung mehr Bewegung und Funktion, egal wie klein er ist.

Ausblick

Schonhaltung ist eine häufige Falle für Menschen mit chronischen Schmerzen. Obwohl sie als Schutzmechanismus gedacht ist, kann sie letztendlich zu einem Teufelskreis aus Schwäche, Steifheit, veränderter Biomechanik und erhöhter Schmerzempfindlichkeit führen.

Aber durch das Verständnis der neurowissenschaftlichen Grundlagen der Schonhaltung können wir beginnen, ihre Macht über uns zu brechen. Mit graduierter Exposition, Achtsamkeit und positiver Verstärkung können wir unsere Schmerzschaltkreise umprogrammieren und Vertrauen in unseren Körper wiedergewinnen.

In den nächsten Kapiteln werden wir uns mit anderen gängigen Fallen wie Angst-Vermeidung und der Rolle von psychischem Stress bei chronischen Schmerzen befassen. Wir werden untersuchen, wie diese Faktoren die Schmerzerfahrung prägen und praktische Strategien entwickeln, um sie zu bewältigen.

Also, wenn Sie sich das nächste Mal dabei ertappen, dass Sie eine Bewegung aus Angst vor Schmerzen vermeiden, halten Sie einen Moment inne. Erinnern Sie sich daran, dass ein gewisses Maß an Unbehagen nicht gefährlich ist und dass jede Bewegung, egal wie klein, ein Schritt in Richtung Erholung ist. Mit Geduld, Mitgefühl und einem schrittweisen Ansatz können Sie die Grenzen der Schonhaltung überwinden und zu einem aktiveren, erfüllteren Leben finden.

Es ist eine Reise der kleinen Siege - aber jeder Sieg zählt. Und mit jedem mutigen Schritt bahnen Sie neuronale Pfade der Erholung, Stärke und Widerstandsfähigkeit. Also bleiben Sie dran, feiern Sie Ihre Fortschritte und vertrauen Sie darauf, dass Ihr Gehirn, mit der richtigen Anleitung, ein Verbündeter bei der Heilung sein kann.

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