top of page

Wo tut es weh – und warum?

Schmerz ist immer echt – und immer ein Ergebnis der Bewertung deines Nervensystems: „Braucht es Schutz – ja oder nein?“. Neben möglichen Schmerzquellen (verletztes Gewebe) spielen Verstärker, körpereigene Hemmsysteme und die zentrale Verarbeitung im Gehirn eine große Rolle.

IMG_3259_edited.jpg

Mini-Quiz: Was stimmt – was nicht?

1. Es ist möglich, Schmerzen zu haben, ohne es zu wissen.
Falsch. Per Definition ist Schmerz eine bewusste Erfahrung. Es gibt unbewusste Gefahren-/Nervensignale – aber Schmerz selbst bemerken wir.

2. Bei Verletzung leiten spezielle Schmerzrezeptoren Schmerzsignale ans Gehirn.

Falsch/irreführend. Es gibt Nozizeptoren (Gefahrenmelder), keine „Schmerzrezeptoren“. Sie senden Gefahrensignale – das Gehirn entscheidet, ob daraus Schmerz wird.

3. Schmerzen treten nur auf, wenn man verletzt ist oder in Verletzungsgefahr ist.
Falsch. Chronischer Schmerz kann ohne aktuelle Gewebeschädigung bestehen.

4. Bei Verletzung leiten spezielle Rezeptoren eine Gefahrenmeldung ans Rückenmark.
Richtig. Nozizeption startet in peripheren Rezeptoren und läuft über das Rückenmark.

5. Spezielle Nerven im Rückenmark leiten „Gefahren“-Signale ans Gehirn weiter.
Richtig. Aufsteigende Bahnen übertragen die Information – moduliert von Hemmung/Verstärkung.

6. Nerven passen sich an, indem sie ihr Erregungsniveau erhöhen.
Teilweise richtig. Sie können sensibler werden (Sensibilisierung) – sie können aber auch abschwächen (Desensibilisierung).

7. Chronischer Schmerz bedeutet, eine Verletzung ist nicht richtig verheilt.
Falsch. Häufig ist das Schutzsystem überempfindlich geworden – auch ohne frische Schädigung.

8. Schlimmere Verletzungen führen immer zu stärkeren Schmerzen.
Falsch. Schmerzstärke hängt nicht linear von Gewebeschaden ab (Beispiel: Sport/Unfall vs. minimale Reize mit starken Schmerzen).

9. Absteigende Neuronen wirken immer hemmend.
Falsch. Absteigende Bahnen können hemmen oder verstärken.

10. Schmerzen treten immer auf, wenn man verletzt ist.
Falsch. In Gefahrensituationen (z. B. Unfall/Flucht) kann Schmerz zunächst ausbleiben.

11. Die Umgebung hat – bei gleicher Verletzung – keinen Einfluss auf die Schmerzintensität.
Falsch. Kontext, Stimmung, Schlaf, Stress, Sicherheit/Unterstützung beeinflussen Schmerz deutlich.

12. Das Gehirn entscheidet, wann Sie Schmerz empfinden.
Richtig. Schmerz ist eine Schutzentscheidung des Gehirns – immer real, nie „eingebildet“.

Woher kommt der Schmerz – und warum?​

(Vier Blickwinkel, die wir in der Behandlung zusammen angehen.)

1) Schmerzquellen („Generatoren“)

Manchmal gibt es klar erkennbare Gewebeschäden (z. B. frische Verletzung). Nicht jede Abnützung erklärt jedoch den Schmerz. Wir prüfen, wie relevant ein Befund wirklich ist.

 

2) Schmerzverstärker („Amplifikatoren“)

Faktoren, die Nervensignale hochdrehen: anhaltender Stress (HPA-Achse), stille Entzündung, schlechte Regeneration/Schlaf, periphere oder zentrale Sensibilisierung. Ziel: Dämpfen, balancieren, regenerieren.

 

3) Störungen der körpereigenen Schmerzhemmung

 

Körperinterne „Schmerzmittel-Lager“ (absteigende Hemm-Systeme) können abgeschwächt sein. Folge: Schmerz hält länger an oder wird intensiver. Training, Aktivität, Atmung, Schlaf, Psychomethoden und passende Medikamente können das Hemmsystem stärken.

 

4) Zentrale Verarbeitung – Schmerz entsteht im Gehirn

Das Gehirn integriert Körper- und Umfeldinformationen. Wenn es Schutz für nötig hält, erzeugt es Schmerz. Das ist kein Einbilden, sondern ein echter Schutzmechanismus. Wir liefern dem System glaubwürdige Sicherheitssignale.

Was Sie jetzt konkret tun können

 

  • Täglicher Mini-Reset (2–3 Min.): ruhige Atmung + kurzer Body-Scan, Fokus auf sichere Körperstellen.

  • Sichere Bewegung: 1–2 Übungen im Wohlfühlbereich – regelmäßig, nicht maximal.

  • Schlaf zuerst: feste Zeiten, dunkles Zimmer, abends Bildschirme reduzieren.

Häufige Fragen

  • Wenn Schmerz im Gehirn entsteht – ist er dann psychisch?
    Nein. Schmerz ist eine körperliche Schutzleistung des Nervensystems und immer real.

  • Warum zeigen meine Bilder Abnützungen, aber mal habe ich wenig, mal viel Schmerz?
    Weil Kontext und Verarbeitung die Schmerzstärke stark mitbestimmen.

Materialien

bottom of page