Warum Schmerz manchmal ein Rätsel ist
Es gibt viele Menschen da draußen, die wie Sie unter Schmerzen leiden. Fragt man sie nach ihren Erfahrungen, treten oft seltsame Unregelmäßigkeiten zutage.
Einige berichten, dass ihre Schmerzen schlimmer wurden, als sie gestresst waren, eine Grippe hatten oder in der Nacht zuvor nicht genug Schlaf bekamen. Andere erzählen, dass sich ihre Schmerzen deutlich besserten, als etwas völlig Unabhängiges sie glücklich machte, sie abgelenkt waren oder ihre Blutuntersuchungen unauffällig zurückkamen – ohne Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung. Wie kann das sein? Die betroffene Körperstelle war nicht plötzlich stärker oder weniger stark geschädigt, wenn die Schmerzintänsität sich veränderte.
Entweder gibt es also unzählige Faktoren, die jeweils direkt das Schmerzerleben beeinflussen, oder es gibt einen Vermittler, der alle Informationen aus verschiedenen Quellen sammelt, sie verarbeitet und als Ergebnis stärkere oder schwächere Schmerzen erzeugt.
Wie sich heraustellt, ist Letzteres der Fall.

Und so funktioniert es:
Wenn die Sensoren (Nozizeptoren) in Ihrem Körper Gefahr oder Schaden erkennen, nimmt Ihr Nervensystem diese Informationen zur weiteren Verarbeitung auf. Bedenken Sie, dass Sie in diesem Moment noch nicht einmal merken, dass etwas vor sich geht.
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Übermittlung der Signale: Zunächst erreichen die Signale das Rückenmark. Von dort aus werden sie an die Thalami gesendet, die Umschaltstationen in Ihrem Gehirn.
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Verarbeitung im Gehirn: Die Signale durchqueren die Thalami und verzweigen sich dann im Gehirn. Das limbische System empfängt Impulse für Gefühle, während der präfrontale Kortex Urteile fällt. Gleichzeitig ortet der somatosensorische Kortex die Empfindungen.
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Komplexe Bewertung: Es findet eine komplexe Verarbeitung statt. Ihr Gehirn vergleicht die eingehenden Informationen mit Ihren Erinnerungen, Erfahrungen und Emotionen. Es bewertet die Situation: Ist das eine ernsthafte Bedrohung? Habe ich so etwas schon einmal erlebt? Wie sollte ich darauf reagieren?
All das erfordert eine enorme Rechenleistung. Lassen Sie mich das wiederholen: eine enorme Rechenleistung. Und es geschieht extrem schnell. Blinzeln Sie, und Sie haben es verpasst – buchstäblich.
Ein Wimpernschlag später ist die gesamte Arbeit dieses "Supercomputers" erledigt, und Ihr bewusstes Ich erhält den Bericht: Schmerz.
Haben Sie bemerkt, dass Ihr Nervensystem in diesem Prozess nirgends die Mühe gemacht hat, Sie persönlich zu konsultieren? Nun, dieses System ist Hunderten von Millionen Jahren alt. Es arbeitet automatisch, ohne dass Sie aktiv eingreifen müssen.
Was bedeutet das für Sie?
Wenn Sie den Übeltäter – Ihren Schmerz – zur Strecke bringen wollen, wenn Sie Gerechtigkeit und Ihr Leben zurückhaben möchten, müssen Sie drei entscheidende Punkte verstehen:
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Woher bezieht Ihr Nervensystem sonst noch Informationen?
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Wie genau werden diese Informationen verarbeitet?
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Was entsteht außer Schmerz noch als Ergebnis dieser Verarbeitung?
All diese Komplexität ist eine gute Nachricht. Sie zeigt nämlich, dass es viele Zwischenschritte gibt, die an der Entstehung von Schmerzen beteiligt sind. Jeder dieser Schritte ist eine Chance, einzugreifen und den Schmerz zu stoppen.