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Die stille Entzündung: Wenn unsichtbare Prozesse Schmerz verursachen

Wir alle kennen das Gefühl, eine heftige Grippe zu haben. Es ist weit mehr als nur Halsschmerzen und Husten. Plötzlich scheint alles zu schmerzen. Wirklich alles. Und das Seltsamste daran? Alte, längst vergessene Wehwehchen tauchen plötzlich wieder auf, als hätten sie nur darauf gewartet, uns erneut zu quälen.

Vielleicht denken Sie jetzt: "Das ist doch klar. Aber ich bin nicht krank, und trotzdem habe ich ständig Schmerzen! Das betrifft mich also nicht, oder?"

Nun, hier kommt etwas Wichtiges ins Spiel. Etwas Stilles, Heimtückisches. Etwas, das direkt vor unseren Augen verborgen liegt. Lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen.

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Warum schmerzt alles, wenn wir krank sind?

Wenn wir uns eine Infektion einfangen, tritt unser angeborenes Immunsystem in Aktion. Makrophagen, spezielle Immunzellen, erkennen Eindringlinge wie Viren oder Bakterien. Sie werden aktiviert und beginnen, Zytokine zu produzieren – Botenstoffe, die den Rest des Immunsystems alarmieren sollen.

Diese Zytokine fluten jedoch nicht nur den Ort der Infektion, sondern gelangen auch in unser zentrales Nervensystem, das Rückenmark und das Gehirn. Dort treffen sie auf die engen Verwandten der Makrophagen – die Mikroglia. Sobald die Mikroglia aktiviert werden, senden sie Alarmzeichen an die Nervenzellen, und BUMM! Plötzlich schmerzt der ganze Körper.

Aber das ist noch nicht alles. Sie fühlen sich auch müde, Ihre Stimmung ist im Keller, und Sie möchten am liebsten allein sein. All das ist Teil des sogenannten "Krankheitsverhaltens". Doch darauf kommen wir später noch einmal zurück. Bleiben wir zunächst beim Schmerz.

Der Fehler im System: Wenn Schmerz ohne Krankheit auftritt

Hier liegt der Haken: Dieser ganze Prozess kann ablaufen, ohne dass Sie tatsächlich krank sind. Zumindest nicht so krank, dass Sie es bemerken würden. Und genau das nennen wir stille Entzündung.

Was ist stille Entzündung?

Eine stille Entzündung ist eine chronische, niedriggradige Entzündungsreaktion im Körper, die ohne offensichtliche Symptome einer akuten Krankheit verläuft. Sie ist wie ein schwelendes Feuer, das unter der Oberfläche lodert, ohne große Flammen zu schlagen, aber dennoch kontinuierlich Schaden anrichtet.

Was verursacht stille Entzündungen?

Es gibt buchstäblich Hunderte von Auslösern, aber die tiefgreifendsten Gründe sind oft unscheinbar:

  • Stress: Anhaltender Stress hält das Immunsystem in Alarmbereitschaft. Die ständige Ausschüttung von Stresshormonen fördert Entzündungsprozesse.

  • Ungesunde Ernährung: Eine Ernährung, die reich an Zucker und verarbeiteten Lebensmitteln ist, liefert entzündungsfördernde Substanzen, die das Immunsystem reizen.

  • Schlafmangel: Ohne ausreichenden Schlaf kann sich der Körper nicht regenerieren. Das Immunsystem gerät aus dem Gleichgewicht, und Entzündungen können die Folge sein.

  • Bewegungsmangel: Fehlende körperliche Aktivität verlangsamt den Stoffwechsel und fördert Entzündungen.

  • Chronischer Schmerz: Schmerzen selbst können Entzündungsreaktionen auslösen. Hier entsteht ein Teufelskreis: Schmerz verursacht Entzündung, und Entzündung verstärkt den Schmerz.

 

Sehen Sie das Muster? Diese Faktoren wirken unauffällig, sind aber mächtige Treiber für stille Entzündungen.

Wie können wir sicher sein, dass wir von stillen Entzündungen betroffen sind?

Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, stille Entzündungen aufzudecken. Dank der modernen Medizin verstehen wir die Entzündungswege immer besser, und es gibt spezifische Biomarker, die uns Hinweise geben:

  • C-reaktives Protein (CRP): Ein erhöhter CRP-Wert im Blut kann auf eine systemische Entzündung hindeuten.

  • Interleukine: Bestimmte Interleukine im Blut können Entzündungsprozesse anzeigen.

  • Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α): Ein weiterer Marker für chronische Entzündungen.

 

Durch Bluttests können Ärzte feststellen, ob Ihr Körper unter einer stillen Entzündung leidet, selbst wenn Sie sich nicht akut krank fühlen.

Können wir etwas dagegen tun?

Ja, es gibt Wege, stille Entzündungen zu reduzieren und Ihr Wohlbefinden zu verbessern. Medikamente können helfen, das Immunsystem vorübergehend zu beruhigen und Ihnen Zeit zu verschaffen, bis nachhaltigere und natürliche Methoden wirken. Es ist wichtig, mit medizinischen Fachkräften zusammenzuarbeiten, um den besten Ansatz für Ihre individuelle Situation zu finden.

Denken Sie daran: Ihr Körper spricht zu Ihnen. Hören Sie zu, und nutzen Sie das Wissen um die stillen Entzündungen, um aktiv zu werden. So können Sie nicht nur Schmerzen reduzieren, sondern auch Ihre allgemeine Gesundheit und Lebensqualität deutlich verbessern.

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