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Wie Stress unser Schmerzempfinden beeinflusst: Die geheime Verbindung der Stress-Endokrin-Achse

Haben Sie sich jemals gefragt, warum anhaltender Stress oft mit verstärkten Schmerzen einhergeht? Die Antwort liegt tief in unserem Körper verborgen, in einem komplizierten Zusammenspiel von Hormonen und Nerven: der Stress-Endokrin-Achse.

 

Lassen Sie uns gemeinsam dieser faszinierenden Verbindung auf den Grund gehen und entdecken, wie sie mit chronischen Schmerzen zusammenhängt.

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Das Duo hinter unserer Stressreaktion

Die Stress-Endokrin-Achse besteht hauptsächlich aus zwei zentralen Systemen:

  1. Das autonome Nervensystem (ANS): Es reguliert unbewusste Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung.

  2. Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse): Sie steuert die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol.

 

Diese Systeme sind unsere inneren Schutzmechanismen. Bei Stress sorgen sie dafür, dass wir schnell reagieren können. Denken Sie an das Herzklopfen vor einer Prüfung oder das schnelle Atmen in einer Gefahrensituation – das ist Ihr ANS in Aktion. Gleichzeitig wird Cortisol freigesetzt, um Energie bereitzustellen und Entzündungen zu kontrollieren.

Wenn das Gleichgewicht verloren geht

Bei Menschen mit chronischen Schmerzen gerät dieses fein abgestimmte System oft aus dem Takt. Aber was bedeutet das genau?

  • Fehlregulierte Stressantwort: Der Körper produziert möglicherweise zu viel oder zu wenig Stresshormone. Beide Extreme können die Schmerzwahrnehmung beeinflussen.

  • Abnormale Cortisolspiegel: Ungewöhnlich hohe oder niedrige Cortisolwerte können Bereiche im Gehirn verändern, die für Schmerzempfindung und Stressreaktion zuständig sind. Das Ergebnis? Schmerzen werden intensiver wahrgenommen und halten länger an.

 

Die Rolle der sympathoadrenalen Achse

Ein weiterer Spieler in diesem komplexen Spiel ist die sympathoadrenale Achse. Sie ist für die Freisetzung von Adrenalin verantwortlich, unserem "Flucht-oder-Kampf"-Hormon.

  • Chronischer Stress und Adrenalin: Ständiger Stress kann zu dauerhaft erhöhten Adrenalinspiegeln führen.

  • Auswirkungen auf Schmerzen: Hohe Adrenalinspiegel können Schmerzzustände wie Fibromyalgie aufrechterhalten oder verschlimmern.

  • Interessante Erkenntnisse aus der Forschung: In Tierstudien führte die Entfernung der Nebennieren, die Adrenalin produzieren, zu einer Verringerung von Schmerzen. Das unterstreicht die wichtige Rolle von Adrenalin bei chronischen Schmerzbedingungen.

 

Ein komplexes Netzwerk von Wechselwirkungen

Chronische Schmerzen sind nicht nur ein Problem der Nerven.

  • Neuroendokrine Wechselwirkungen: Es gibt ein komplexes Zusammenspiel zwischen Nerven-, Hormon- und Immunsystem.

  • Der Teufelskreis: Stress kann diese Systeme aus dem Gleichgewicht bringen, was zu einem Kreislauf führt:

    • Schmerzen verursachen Stress.

    • Stress verstärkt die Schmerzen.

  • Das "Supersystem": Dieses Begriff beschreibt, wie eng diese Systeme miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen.

 

Cortisol-Dysfunktion: Mehr als nur Stress

Cortisol ist nicht nur ein Stresshormon; es spielt auch eine Rolle bei Entzündungen und dem Immunsystem.

  • Ungleichgewicht und Folgen:

    • Dauerhaft hohe Cortisolspiegel können das Immunsystem unterdrücken, zu Entzündungen beitragen und Schmerzen verstärken.

    • Dauerhaft niedrige Cortisolspiegel können die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, mit Stress und Entzündungen umzugehen.

  • Auswirkungen auf Geist und Gefühl: Eine Cortisol-Dysfunktion kann auch Gedächtnisprobleme und emotionale Reaktionen beeinflussen, was die Wahrnehmung von Schmerz weiter verschlechtert.

 

Epigenetische Veränderungen: Wenn Stress unsere Gene beeinflusst

 

Chronischer Stress kann sogar unsere Gene beeinflussen, ohne die DNA-Sequenz selbst zu verändern.

  • Mechanismen:

    • DNA-Methylierung

    • Histon-Acetylierung

  • Was bedeutet das? Diese Prozesse können bestimmen, wie aktiv bestimmte Gene sind.

  • Auswirkungen auf Schmerzen: Stressbedingte epigenetische Veränderungen können die Expression von Schmerzrezeptoren erhöhen, sodass der Körper empfindlicher auf Schmerzen reagiert.

 

Warum ist das wichtig?

Das Verständnis der Stress-Endokrin-Achse und ihrer Auswirkungen auf chronische Schmerzen eröffnet neue Wege:

  • Gezielte Behandlungen: Durch das Anvisieren spezifischer Teile dieses Systems könnten effektivere Therapien entwickelt werden.

  • Verbesserte Lebensqualität: Ein tieferes Verständnis ermöglicht individuellere Ansätze, um Betroffenen besser zu helfen.

Schlussbetrachtung

Die Verbindung zwischen Stress und Schmerz ist komplex, aber erkennbar. Indem wir erkennen, wie Stress unsere Körperfunktionen beeinflusst, können wir beginnen, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Vielleicht ist es an der Zeit, nicht nur den Schmerz selbst, sondern auch die Stressfaktoren in unserem Leben genauer zu betrachten. Techniken zur Stressbewältigung, wie Achtsamkeit, Meditation oder körperliche Aktivität, könnten ein Schlüssel sein, um das Gleichgewicht der Stress-Endokrin-Achse wiederherzustellen und damit die Schmerzen zu lindern.

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