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AutorenbildOA Dr. Miroslav Chabica, EDAIC

Unser Gehirn - der überfürsorgliche Helikopter-Elternteil




Stellen Sie sich vor, Ihr Gehirn wäre ein überfürsorglicher Helikopter-Elternteil, der ständig darauf bedacht ist, Sie vor potenziell schädlichen Informationen zu schützen. Nur, dass dieses "Elternteil" manchmal etwas eigenwillige Entscheidungen trifft, welche Informationen es filtert und welche es durchlässt. Willkommen in der Welt der selektiven Informationsverarbeitung unseres Nervensystems!


Tatsächlich ist es so, dass unser Gehirn ständig Informationen bearbeitet, zensiert und interpretiert, bevor es sie an unser Bewusstsein weiterleitet. Das ist an sich nichts Schlechtes - immerhin werden wir so vor einer Reizüberflutung geschützt. Problematisch wird es jedoch, wenn es um die Entwicklung chronischer Schmerzen geht.


Denn oft sind es gerade die Faktoren, die uns nicht bewusst sind, die eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzen spielen. Unser Gehirn ist darauf programmiert, uns vor potenziellen Gefahren zu schützen, indem es Informationen filtert und bewertet. Bei chronischen Schmerzen kann dieser Schutzmechanismus jedoch übersensibel werden und beginnen, auch harmlose Reize als bedrohlich einzustufen.


Da kann es schon mal vorkommen, dass unser Gehirn Informationen nach eher fragwürdigen Kriterien filtert und bewertet - ein bisschen so, als würde besagter Helikopter-Elternteil vollkommen durchdrehen und dem Nachwuchs kategorisch verbieten, mit Leuten in roten Pullovern zu spielen, weil die ja potenziell gefährlich sein könnten. Dieser Prozess der fehlerhaften Informationsverarbeitung kann dazu führen, dass Schmerzen aufrechterhalten oder sogar verstärkt werden, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.


Doch wie können wir diesem übereifrigen "Elternteil" in unserem Kopf beikommen? Indem wir uns bewusst machen, dass auch unser Gehirn nicht unfehlbar ist und manchmal etwas willkürliche Entscheidungen trifft. Durch dieses Wissen können wir lernen, die Stärken unseres Nervensystems zu nutzen und gleichzeitig an den Schwachstellen zu arbeiten.


Ein wichtiger Schritt dabei ist es, die Kommunikation zwischen Körper und Geist zu verbessern - sozusagen ein vertrauensvolles Verhältnis zu unserem inneren "Helikopter-Elternteil" aufzubauen und ihm dabei helfen, die Signale unseres Körpers besser zu verstehen und einzuordnen. Und wer weiß - vielleicht können wir unserem überfürsorglichen Gehirn irgendwann beibringen, dass nicht jeder rote Pulli eine Bedrohung darstellt und dass es okay ist, auch mal Informationen ungefiltert passieren zu lassen.


Also, liebe Leserinnen und Leser, seien Sie nachsichtig mit Ihrem inneren "Helikopter-Elternteil". Immerhin meint es nur gut mit Ihnen - auch wenn es manchmal etwas über das Ziel hinausschießt.



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