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AutorenbildOA Dr. Miroslav Chabica, EDAIC

Schmerz und Gedächtnis - wenn der Körper nicht vergessen kann






Stellen Sie sich vor, Ihr Nervensystem wäre ein fleißiger Schüler mit einem Elefantengedächtnis - allerdings auf eine eher unerwünschte Art und Weise. Denn wenn es um chronische Schmerzen geht, scheint unser Körper geradezu begierig darauf zu sein, diese unangenehme Erfahrung für die Ewigkeit abzuspeichern. Willkommen in der Welt des "Schmerzgedächtnisses"!


Aber was ist ein Schmerzgedächtnis eigentlich? Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich dabei um die Fähigkeit unseres Nervensystems, Schmerzen immer effizienter zu "lernen" und abzurufen. Je länger ein Schmerz anhält, desto besser wird unser Körper darin, ihn zu erinnern und zu reproduzieren. Ein Teufelskreis, der manchmal schwer zu durchbrechen ist.


Interessanterweise gibt es dabei zwei unterschiedliche Arten von Gedächtnis, die eine Rolle spielen: das deklarative (explizite) und das non-deklarative (implizite) Gedächtnis. Das deklarative Gedächtnis ist jenes, das wir bewusst abrufen können - etwa wenn wir uns daran erinnern, was wir gestern zu Mittag gegessen haben. Das non-deklarative Gedächtnis hingegen arbeitet im Hintergrund und speichert Dinge wie motorische Fähigkeiten oder eben auch Schmerzerfahrungen ab.


Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer: Während wir uns an den ursprünglichen Auslöser eines Schmerzes oft nicht mehr bewusst erinnern können (deklaratives Gedächtnis), hat unser Körper die Schmerzerfahrung selbst bereits fest abgespeichert (non-deklaratives Gedächtnis). Das führt dazu, dass Schmerzen auch dann noch auftreten können, wenn die eigentliche Ursache längst beseitigt ist.


Doch keine Sorge - auch wenn unser Nervensystem ein Musterschüler im Fach "Schmerzgedächtnis" ist, gibt es durchaus Möglichkeiten, diese gelernten Muster wieder zu verlernen. Verschiedene Therapieansätze können dabei helfen, die Verbindung zwischen Reiz und Schmerzreaktion nach und nach zu lösen.


Also falls Sie das nächste Mal von hartnäckigen Schmerzen geplagt werden, denken Sie daran: Ihr Körper hat möglicherweise einfach zu gut "aufgepasst". Mit etwas Geduld und der richtigen Unterstützung kann aber auch das eifrigste Nervensystem dazu gebracht werden, endlich zu vergessen.

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