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AutorenbildOA Dr. Miroslav Chabica, EDAIC

Die MRT-Falle: Warum zu viele Untersuchungen bei Rückenschmerzen nach hinten losgehen können



Kennen Sie das? Sie räumen gerade den Kofferraum Ihres Autos aus, heben eine schwere Kiste hoch und plötzlich durchfährt Sie ein stechender Schmerz im Rücken. Oder Sie arbeiten im Garten, bücken sich, um ein Unkraut zu zupfen und spüren auf einmal, wie sich Ihre Wirbelsäule verkantet. Rückenschmerzen sind ein Volksleiden und fast jeder hat schon mal eine schmerzhafte Episode erlebt.


Wenn die Beschwerden dann nicht so schnell weggehen, wie man gehofft hat, kann die Verlockung groß sein, möglichst schnell eine Ursache zu finden - am besten mit modernster Technik wie einer Kernspin-Untersuchung. Doch Vorsicht: Zwei aktuelle Studien zeigen eindrucksvoll, dass eine verfrühte MRT bei unspezifischen Kreuzschmerzen eine regelrechte Lawine von unnötigen Tests, Behandlungen und sogar Operationen lostreten kann. Manchmal ist weniger eben doch mehr!





Die erste Studie von Jacobs et al. analysierte die Daten von über 400.000 Veteranen mit unkomplizierten Rückenschmerzen. Das erschreckende Ergebnis: Patienten mit einem frühen MRT hatten ein 12,7-fach erhöhtes Risiko für eine Wirbelsäulenoperation im Vergleich zu denjenigen ohne MRT. Außerdem erhielten sie häufiger Opioid-Rezepte, verursachten höhere Folgekosten und litten erstaunlicherweise sogar unter stärkeren Schmerzen nach einem Jahr.


Aber es kommt noch dicker: Die zweite Studie von Webster et al. wertete die Verläufe von über 76.000 Arbeitnehmern mit Rückenschmerzen aus. Auch hier zeigte sich, dass Patienten mit einer nicht leitliniengerechten MRT in den ersten 30 Tagen sage und schreibe bis zu 55-mal häufiger zusätzliche Untersuchungen, Injektionen und Operationen über sich ergehen lassen mussten als die Vergleichsgruppe ohne MRT.


Und das Erstaunliche daran ist: Es gab keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Schwere ihrer Beschwerden. Die frühe MRT-Gruppen waren also nicht kränker als die anderen, sie wurden einfach gründlicher untersucht.


Es ist fast so, als hätte das MRT eine Büchse der Pandora geöffnet und die Ärzte dazu verleitet, immer tiefer zu bohren, auch wenn es eigentlich gar nicht nötig war. Aber hier kommt der Witz: All diese Extravaganzen führten nicht etwa zu einer schnelleren Genesung. Stattdessen wurden die Patienten durch die Überdiagnostik auf eine regelrechte medizinische Odyssee geschickt. Man könnte sagen, sie zahlten den Preis für ihre Ungeduld - und am Ende tat der Rücken oft noch mehr weh als zuvor.


Natürlich wollen wir alle auf der sicheren Seite sein und die bestmögliche Behandlung erhalten. Aber ein Übermaß an Diagnostik nach dem Motto "Viel hilft viel" kann manchmal nach hinten losgehen. Jeder zusätzliche Befund, jede Diagnose kann unsere Ängste schüren und uns glauben lassen, dass etwas ernsthaft nicht stimmt - selbst wenn die meisten Rückenschmerzen harmlos sind und von selbst wieder verschwinden.


Mein Rat: Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Körper die meisten Probleme selbst in den Griff bekommt. Bleiben Sie aktiv, denken Sie positiv und halten Sie sich an bewährte, nicht-invasive Behandlungen. Und lassen Sie sich nicht zu unnötigen Untersuchungen und Eingriffen verführen, nur weil die Verlockung groß ist, einen Blick ins Innere zu werfen. Denn wie die Studien zeigen, kann dieser Blick Sie auf einen Irrweg führen, der Ihnen am Ende mehr schadet als nützt.


Also, liebe MRT-Fans, denken Sie daran: Bei Rückenschmerzen ist Geduld oft der beste Weg zur Besserung. Und mit einer Prise Humor lässt sich die Warterei sicher leichter ertragen!


Wenn Sie sich selbst die Originalstudien anschauen möchten, um sich von den erstaunlichen Ergebnissen zu überzeugen, finden Sie sie hier:




Viel Spaß beim Stöbern und bleiben Sie gesund!

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